Nora Zimmerli, die erste Fahrlehrerin von PostAuto
Nora Zimmerli (30) liebt Menschen und Motoren und steckt mitten in der Ausbildung zur PostAuto-Fahrlehrerin. Sie wird die erste Frau sein in dieser Funktion.
Die Prüfung zur Fahrlehrerin Kategorie B hat Nora Zimmerli (30) kürzlich bestanden. Sie dürfte nun Schülerinnen und Schüler in die Künste des Autofahrens einführen. Doch Nora hat wortwörtlich grössere Ziele. Sie will Frauen und Männern beibringen, wie man Postauto fährt. Die gelernte LKW-Fahrerin sitzt seit acht Jahren im Postauto-Cockpit und steuert mit der aktuellen Ausbildung den nächsten Karriereschritt an. Die insgesamt vierjährige Ochsentour für das Fahrlehrerbrevet Kategorie C soll sich dereinst auf ein Jahr verkürzen, indem der obligatorische Umweg über die Kategorie B wegfällt. Wann es soweit ist, ist allerdings offen, denn der Reformvorschlag der Fahrlehrervereinigung ist durch eine Beschwerde blockiert. Nora Zimmerli nimmt den heute deutlich längeren Weg in Kauf.
Fahrlehrerinnen in der Minderheit
Besteht Nora die Prüfungen, wird sie Anfang 2024 die erste PostAuto-Fahrlehrerin sein – 53 Jahre nach der ersten Fahrerin. «Ich war überrascht, dass das eine Premiere ist und bin überzeugt, dass auch andere Fahrerinnen motiviert sein werden, diesen Schritt zu gehen», sagt Nora. Bereits als LKW-Fahrerin war Nora in einer krassen Minderheit. «Auch da muss eine Frau immer zuerst eine überdurchschnittliche Leistung erbringen, um zu zeigen, dass sie es kann.» Umgekehrt habe sie den Vorteil, dass die Schüler gegenüber einer Frau eher auch mal zugeben, gefordert oder emotional bewegt zu sein.
Fahrlehrer:innen: Heiss begehrte Fachleute
PostAuto hat fünf Fahrlehrer. Nora und zwei weitere ehemalige Fahrer sind der Nachwuchs. Die Ausbildung absolvieren sie bei externen Schulen wie Driveswiss. Es gilt vorzusorgen: «Auf dem Arbeitsmarkt sind Fahrlehrer heiss begehrt. Wir erhalten keine Bewerbungen», sagt Steffi Bommer, die den Bereich Training Fahrpersonal bei PostAuto seit fünf Jahren leitet. Daher lohnt es sich, interne Talente zu fördern. «Sie sind begeistert von ihren Aufgaben, sehen sich als Dienstleister und haben Freude an den Menschen – da spüre ich viel Feuer», schwärmt Steffi von ihrem Fahrlehrer-Nachwuchs. Die Fahrschule hat alle Hände voll zu tun: PostAuto bringt jährlich 70 Absolventinnen und Absolventen in zwei- bis dreimonatigen Intensivtrainings das Fahren bei und führt zahleiche Weiterbildungskurse durch.
Everest-Besteiger im Cockpit
Einer, der das Feuer auch nach Jahrzehnten noch spürt, ist Fahrlehrer Jean-Claude Fayolle. Der 63-Jährige bildet sämtliche PostAuto-Fahrerinnen und -Fahrer im Gebiet West aus. Der hypersportliche Romand, der 1978 den Everest bezwungen hat und Profi-Leichtathlet war, bringt die nötige Flexibilität, Geduld und Aufmerksamkeit für den Fahrlehrerberuf mit. «Die Arbeit ist technisch und menschlich sehr vielseitig. Denn unsere Fahrschüler müssen heute mehr können als früher», sagt Jean-Claude. Die Technologien in den Fahrzeugen entwickeln sich laufend weiter, die Theorie wird komplexer und der Verkehr dichter. Jean-Claude Fayolle hat auch einen Swiss-Piloten zum PostAuto-Fahrer ausgebildet. Dieses Training sei härter als das Fliegen, habe dieser gesagt. Denn im Postauto hat er keinen Autopiloten und beim Fliegen keine Fussgänger, auf die er achtgeben muss. «Einige meiner Schüler zeigten Tränen der Erleichterung und Freude, als sie am Schluss der Fahrprüfung das Brevet C in den Händen hielten», sagt Jean-Claude.
Nora Zimmerli pflegte als Fahrerin einen diplomatischen Umgangston. In der Fahrschule merkte sie rasch, wie wichtig es ist, ihren Schülerinnen und Schülern immer ganz klar zu sagen, was sie will. «Die Ausbildung zur Fahrlehrerin führt dazu, dass ich auch privat selbstbewusster auftrete.»
Text / Fotos: PostAuto